Die Zombie-Trilogie

I.
Ich weiß, was du letzten Frühling getan hast
Denn ich war dabei, ich war dein Fahrgast
Als der Lenz, mitten im schönsten Erwachen
Dich aufgespürt hat, hast du ihn erstochen
Mit Kralle, mit Zange, mit Messer, mit Zücken
Fichst du dem Glücklichen leis in den Rücken
Doch er stand wieder auf, strauchelnd zwar
Lief wie ein Zombie, gekocht, nicht ganz gar
Stöhnend und greinend über Wiesen und Hügel
Jammernd und weinend zerrte er an dem Zügel
Den Fäden, die verhedderten, die spannten
Er wähnte sie los, doch von Unbekannten
Wurden sie immer weiter gesponnen
Bis heute ist sein Blut nicht geronnen
Die Leichenstarre lässt auf sich warten
Derweil holt er Stück für Stück aus dem Garten
Manches ist faul und bereits fast verwest
Manches konserviert und wie du es auch drehst
Für Zombies doch recht hübsch anzuschauen
Für Hunde ein Knochen, den es zu klauen
Gilt wie eine Trophäe, ein Knabbergebäck
Der Zombie schaut –starr, nicht vor leichen-, vor Schreck-
Wie die Tiere sich balgen und wild gebärden
Im Blutrausch zu wahren Bestien werden
Der Zombie verharrt in seiner Starre
Das nutzt du aus und holst deine Knarre
Gibst ihm mit silberner Kugel den Gnadenschuss
Er hebt, in letzten Zügen, den Kopf – zum Bruderkuss

II.
Der Zombie das untote Haar sich rauft
Und zornig aus offener Nase schnauft
Ihr seid doch alle bloß gekauft!
Ihr doubelt euch selbst, ihr Brettervertreter
Und impft Zombies mit Paraphrasmeter
Klau´n wir die Klicklaute, gibt´s großes Gezeter
Denn im Brettergewerbe ist hart Kirschen Essen
Zu viele Steine zu spucken indessen
Entbehrt dem Genuss solcher Delikatessen
Wenn dann noch aus Vögeln Fische werden
Und LKW-Fahrer versuchen zu erden
Anstatt die Bretter auszuliefern
Verkrampfen mir Zombie sich die Kiefer
Tschuldigung tönt es aus zahnlückigem Mund
Ich weiß, zuviel Kirschen sind nicht gesund
Sie bläh´n Zombie-Gekröse doch schnell ganz schön arg
Ach, LKW-Fahrer, zimmer mir einen Sarg
Nein, sagt der LKW-Fahrer, neinnein
So einfach, lieber Zombie, darf das nicht sein
Dafür müssen zahnlückige Münder schrein
Mit dieser Mitleid erheischenden Tour
Belächeln dich Brettervertreter nur
Vielleicht hilft dir auch eine Frischzellenkur

III.
Es denkt der Zombie doch bisweilen
Er müsste hetzen, sich beeilen
Das macht und tut er automatistisch
Blindlings, sinnlos, funktionalistisch
So baumelt das verrottete Herz
Verursacht armem Zombie… Spaß
Denn er steht auf Körperqualen
Muss jeden Scherz mit Fleisch bezahlen
Die Haut hängt gammelnd schon in Fetzen
Doch lässt der Zombie sich nicht vergrätzen
Er rödelt wildlings, kommt nicht zur Ruh
Ballert mit zombiehafter Arbeit sich zu
Bis er nicht mehr kann, dann hält er inne
Hört auf eine seltsame Stimme:
Mensch, lieber Zombie, denk doch mal nach
Lass mal den Vampir im Sarg
Schau lieber mal ins Abendrot
Brauchst nicht zu eilen, bist schon untot

5/2010 – 4/2011